Erholung nach dem ersten Schock
Auf den Zollschock am sogenannten „Tag der Befreiung“ folgten Kursrückgänge auf den Aktienmärkten weltweit; der US-Dollar gab gegenüber Euro und Yen kräftig nach und die Renditen für langlaufende US-Staatsanleihen stiegen an. Vor allem Letzteres dürfte den US-Präsidenten dazu bewogen haben, nur rund eine Woche später die Zölle auszusetzen, wobei China aber ausdrücklich ausgenommen wurde. Seither erholten sich die Aktienmärkte kräftig und auch die Risikoaufschläge bei Schwellenländeranleihen gingen wieder zurück. Die Unsicherheit blieb (vor allem bei vielen Unternehmen) dennoch bestehen und bemerkenswerterweise blieb der US-Dollar weiter unter Druck.
Deeskalation zwischen den USA und China
Am zweiten Maiwochenende verkündeten die USA und China allerdings überraschend schnell eine substanzielle Entspannung im Handelsstreit, auch wenn diese erst einmal nur für die nächsten 90 Tage gilt. Beide Seiten reduzierten ihre absurd hohen Importzölle von weit über 100 % auf 10 % (China) bzw. 30 % (USA) und einigten sich auf einen Rahmen für konkrete Verhandlungen. Ob es am Ende tatsächlich eine Einigung geben wird oder am Ende der 90 Tage wieder eine neuerliche Eskalation folgt, ist aber offen und auch kaum einzuschätzen. Zu beachten ist dabei, dass geopolitisch derzeit sehr viel in Bewegung ist. Handel und Zölle sind dabei „nur“ ein Mosaikstein in der sich abzeichnenden Neuordnung des weltweiten Machtgefüges. Die Aktienmärkte reagierten mit großer Erleichterung. Etliche notieren bereits wieder auf neuen Allzeithochs (beispielsweise Brasilien und Ungarn) oder nicht weit davon entfernt.
Worst-Case Szenario abgewendet
Nachdem das Schlimmste für die Weltwirtschaft erst einmal abgewendet ist, bleibt die Frage, wie viel weltwirtschaftlicher Schaden in den letzten Monaten dennoch angerichtet wurde. Zudem besteht die grundsätzliche Unsicherheit bis zu endgültigen Einigungen weiter, und selbst ein stark reduziertes Zollniveau stellt immer noch eine erhebliche Belastung dar, verglichen mit dem Zustand vor Trumps Amtsantritt. Sollte es keine neuerliche Eskalation geben, dürften die Chancen aber recht gutstehen, dass China sein Wachstumsziel von rund 5 % in etwa erreicht oder nur knapp verfehlt, und auch eine US-Rezession könnte damit – vorerst zumindest – noch vermieden werden. So sehen es jedenfalls derzeit die Finanzmärkte. Sie widerspiegeln eine deutlich gesunkene Rezessionswahrscheinlichkeit für die USA und auch weniger bzw. erst später erfolgende Zinssenkungen der US-Notenbank.
Große Trendwende beim Dollar?
Nach den massiven Kapitalzuflüssen in den USA in den Vorjahren ist heuer eher eine gegenläufige Bewegung festzustellen. Es gibt einige Indizien, dass auch mit einer Entspannung an der Handelsfront viele Unternehmen, Finanzinvestor:innen und Staaten ihre starke bisherige Fixierung auf die USA und ihre Finanzmärkte zumindest etwas reduzieren werden, was tendenziell zu einer schwächeren US-Währung führen sollte. In der Vergangenheit war ein nachgebender US-Dollar fast immer positiv für Schwellenländer-Vermögenswerte. Insgesamt spricht derzeit einiges dafür, dass sich der US-Dollar in den kommenden Jahren tendenziell abschwächen wird, was übrigens auch im Interesse der gegenwärtigen US-Administration ist. Das sollte einen gewissen Rückenwind für Schwellenländer-Vermögenswerte bedeuten.

Investieren in Emerging-Markets-Fonds
Schwellenländer-Ausblick bleibt insgesamt gut
Der nachgebende Ölpreis im Zuge von Förderausweitungen der OPEC+ Staaten* sowie rückläufiger Erwartungen für die Weltkonjunktur hilft all jenen Emerging Markets, die auf Ölimporte angewiesen sind. Die meist moderaten bis günstigen Bewertungen in vielen Schwellenländern bieten zusätzliche Unterstützung für die Aktienkurse. Sollte es tatsächlich Einigungen an der Handelsfront zwischen den USA und China geben, könnte das die Stimmung auch gegenüber Schwellenländer-Investments spürbar verbessern. Apropos, Stimmung: Die militärischen Auseinandersetzungen zwischen Indien und Pakistan werden von den meisten Investor.innen und auch auf den Finanzmärkten der beiden Länder bislang relativ gelassen betrachtet. Auch unser Fondsmanagement geht derzeit davon aus, dass es zu keiner stärkeren Eskalation kommt und die Auswirkungen auf Wirtschaft und Finanzmärkte in Südasien gering sein werden. Selbstverständlich gibt es dafür keine Garantie und ein gewisses Restrisiko besteht zweifellos.
*OPEC+ ist eine erweiterte Gruppe von Erdöl exportierenden Ländern, die sich aus den Mitgliedern der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) und weiteren Erdölproduzenten zusammensetzt. Die OPEC+ wurde gegründet, um die Zusammenarbeit zwischen den OPEC-Mitgliedern und anderen wichtigen Erdölproduzenten zu stärken und die Stabilität des Erdölmarktes zu fördern.