Aktienmärkte zuletzt wieder auf Aufwärtskurs
Vielerorts gab es zuletzt schon wieder neue Jahreshochs, zuweilen auch Rekordhochs. Im
US-Notenbank senkt kräftig die Zinsen
Zuletzt richteten sich alle Blicke auf die US-Notenbank (Fed) und ihre erste, mit Spannung erwartete Zinssenkung. Diese fiel mit 50 Basispunkten so hoch aus wie zuletzt inmitten der globalen Finanzkrise 2008/2009. Notenbank-Gouverneur Powell bemühte sich wohl auch deshalb stark darum, jeden Anschein zu zerstreuen, dass es sich dabei um eine Panikreaktion der Fed handeln könnte und betonte die Robustheit der US-Konjunktur. Die Finanzmärkte reagierten zunächst einmal positiv. Solange die Wirtschaftsdaten nahelegen, dass dies tatsächlich vor allem ein präventiver Zinsschritt war (und es gibt gute sachlich begründete Argumente, die Zinsen zu senken), dürfte die Investorenstimmung freundlich bleiben.
Positive Effekte für Schwellenländer?
Für die Schwellenländer sollte dies sowohl bei Aktien als auch Anleihen ebenfalls positive Auswirkungen zeigen. Sowohl US-Staatsanleiherenditen als auch der US-Dollar dürften ihre bereits davor schon begonnenen Abwärtsbewegungen fortsetzen. Auch wenn sie vermutlich nur in moderatem Ausmaß weiter zurückgehen werden, sollte sich das nach allen historischen Erfahrungen vorteilhaft auf Aktien und Anleihen der meisten Schwellenländer auswirken.
Bislang hinkten heuer die Schwellenländer insgesamt einmal mehr den entwickelten Aktien deutlich hinterher, mit einem nur rund halb so starken Wertzuwachs (knapp 9 % versus über 16 %, in US-Dollar). Möglicherweise könnte sich diese Schere in der Performance in den kommenden Quartalen schließen. Auch die relativen Aktienbewertungen sprechen dafür.
Gegen ein solches Szenario sprechen derzeit allerdings (noch) die Vorlaufindikatoren für das weltweite produzierende Gewerbe. Dies zeigen weiterhin seitwärts oder deuten auf eine neuerliche Abschwächung hin. Sollten sie jedoch in den kommenden Monaten wieder nach oben drehen, würde von dieser Seite zusätzlicher Rückenwind für
In diesem Zusammenhang kann nicht genug betont werden, dass
China kämpft weiterhin mit erheblichen Problemen
China beispielsweise ist inzwischen für rund ein Drittel der weltweiten Industrieproduktion verantwortlich, kämpft inzwischen aber mit erheblichen Überkapazitäten. Zudem ziehen sich etliche ausländische Unternehmen und Investor:innen zunehmend aus dem Land zurück. Natürlich spielt auch die Geopolitik hier stark hinein: China ist seit längerem im Fadenkreuz der USA und damit höheren Risiken unterworfen.
Ganz anders Indien: das Land gehört seit Jahren zu den Anleger-Lieblingen. Und das, obwohl der Markt aus Bewertungssicht die gesamte Zeit hindurch überdurchschnittlich teuer war.
Indien bleibt Investorenliebling
Indien wird, anders als China, von Washington als Partner umworben. Es lässt sich aber bislang von niemandem vereinnahmen und hält sich damit lukrative Wirtschaftsbeziehungen mit (fast) allen offen. Im heurigen Jahr ist bislang allerdings nicht China, sondern Lateinamerika die schwächste Region unter den Schwellenländern-Aktienmärkten. Zu einem Teil wirft hier auch schon die Präsidentschaftswahl in den USA ihren Schatten voraus.
Irgendwo zwischen Indien, China und Lateinamerika liegen derzeit die zentral- und osteuropäischen Märkte. Ihnen fehlt beispielsweise das große demographische Plus und die Wachstumsdynamik Indiens. Dafür können sie mit größerer Rechtssicherheit und besserer Infrastruktur punkten und die Anbindung an die EU sorgt für höhere finanzielle Stabilität. Im Gegenzug lastet auf ihnen derzeit der Ukraine-Konflikt und die geografische Nähe zu Russland sowie die aktuelle generelle Wachstumsschwäche der gesamten europäischen Region.
Favoritenwechsel bei den Emerging Markets?
Zu einem erheblichen Teil widerspiegeln natürlich die aktuellen Bewertungsniveaus der jeweiligen Aktienmärkte diese Perspektiven bzw. Momentaufnahmen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich hier mittel- bis langfristig recht deutliche Veränderungen ergeben werden. Die künftige Performance-Rangfolge der Schwellenländer wird daher höchstwahrscheinlich kaum jener der vergangenen Jahre gleichen.