Bauen mit Holz
Von Herbert Perus, Sustainability Office bei der Raiffeisen KAG
Bei unseren Treffen mit Stora Enso konnten wir viele Fragen stellen und auch bei unterschiedlichen Geschäftsbereichen ins Detail gehen. Unter anderem interessierte uns der Zuwachs im Bereich von erneuerbaren Werkstoffen in der Bauwirtschaft. Das Unternehmen antwortete uns folgendermaßen:
„Unsere Reise begann vor ungefähr fünfzehn Jahren. Damals konzentrierten wir uns stark auf den Markt für Einfamilienhäuser in der DACH-Region (also Deutschland, Österreich und die Schweiz). Das Geschäft ist kontinuierlich gewachsen und wir liefern heute CLT (Cross Laminated Timber) auf globaler Ebene aus unseren vier CLT-Werken. (Als CLT wird Brettsperrholz verstanden, das aus mehreren Einschichtplatten besteht, die mit Strukturklebstoff in abwechselnden rechten Winkeln verbunden sind. Es eignet sich optimal für große Decken, Dachund Wandelemente und sorgt natürlich für erheblich reduzierte CO2-Emissionen im Vergleich zu Beton und Stahl.) Wir haben auch LVL (Laminated Veneer Lumber) im Angebot. (LVL ist Furnierschichtholz, das aus mehreren Lagen ca. 3 mm starker, miteinander verklebter Nadelholzfurniere, meistens Fichte oder Kiefer, besteht.
Aufgrund der hohen Festigkeit und Steifheit lassen sich im Vergleich zu Nadelvollhölzern bis zu zwei Drittel des Materials einsparen.) Wir beliefern verschiedene Kundensegmente (von Installationsfirmen und Generalunternehmern bis hin zu Immobilienentwicklern) und ein breites Spektrum an Gebäudetypen – von Einfamilienhäusern und mehrstöckigen Wohnhäusern bis hin zu Schulen, Büros und Geschäftsgebäuden.
Die langfristigen Aussichten sind sehr vielversprechend, da die Regulierung und andere Megatrends, wie etwa Umweltgründe, die zugrunde liegenden Wachstumschancen untermauern. Außerdem schafft Holz im Vergleich zu Gebäuden, die mit fossilen Materialien gebaut wurden, einen gesünderen Lebensraum für die Menschen und ist ein flexibles Material, sowohl beim Bau als auch als Material selbst, zum Beispiel für erdbebengefährdete Gebiete. Holzprodukte speichern während ihrer Lebensdauer, die je nach Art des Produkts, des Gebäudes usw. sehr lang sein kann, CO2. Das Bauen mit Holz aus unseren Baulösungen geht schneller als mit anderen Materialien und spart auch Arbeitsstunden, da mit Elementen gebaut wird.“
Für Bauen aus Holz stellt sich für viele die Frage der Langlebigkeit und Stabilität.
Stora Enso antwortete uns auf diese Frage so: „Wir glauben, dass man mit Fug und Recht behaupten kann, dass viele der ältesten Gebäude in der entwickelten Welt aus Holz gebaut sind. Was soll das heißen? Nicht, dass Holz in jedem Anwendungsfall dauerhaft ist, jedoch ist aber bei guter Planung, Konstruktion und Instandhaltung die Lebensdauer von Holz nahezu unbegrenzt. Materialien wie Stahl und Beton werden oft als haltbarer angesehen als Holz, aber umgekehrt sind sie nicht haltbar, wenn die Planung, Konstruktion oder Wartung schlecht ist. Wir bauen gerade unseren neuen Hauptsitz in Helsinki, der eine Lebensdauer von 100 Jahren garantiert, aus Holz, aber wir glauben, dass er noch länger halten wird.“
Stora Enso schätzt das Bauholzsegment bei etwa 20 % des Gesamtumsatzes mit Holzprodukten ein, wobei angestrebt wird, diesen Anteil in einigen Jahren auf über 40 % zu erhöhen. Aktuell baut Stora Enso nach eigenen Angaben etwa 2.000 bis 2.500 Projekte pro Jahr. Beispiele sind die Universität in Singapur sowie ein Teilneubau des Technischen Museums in Stockholm, das im Dezember seine Pforten öffnet. In den letzten fünfzehn Jahren wurden fast 20.000 Projekte, darunter einige preisgekrönte, mit den nachhaltigen Werkstoffen von Stora Enso gebaut.
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Unternehmenshistorie von Stora Enso
Sieht man sich die faszinierende Geschichte des Konzerns Stora Enso an, muss man weit in den Wirtschaftsannalen Europas zurückblättern, sogar bis ins 13. Jahrhundert! Der Grundstein der Unternehmensgeschichte wurde durch den Erwerb einer Kupfererz-Abbaukonzession durch den schwedischen Bischof Peter schon im Jahre 1288 gelegt. Viele Kommentatoren meinen, dass der Konzern damit die älteste noch existierende Gesellschaft der Welt ist. Sieben Jahrhunderte lang war der Kupferabbau das Kerngeschäft dieser Gesellschaft namens Stora im schwedischen Falun, wobei der Marktanteil beim Kupferabbau im 17. Jahrhundert bei zwei Dritteln weltweit lag. 1997, also ein Jahr vor dem Zusammenschluss mit Enso, hatte Stora mehr als 20.000 Mitarbeiter:innen, einen Konzernumsatz von fast 45 Milliarden Schwedischen Kronen und war Besitzer von 2,3 Millionen Hektar Wald (ungefähr ein Drittel der Fläche Österreichs) in Schweden, Kanada, Portugal und Brasilien.
Die Wurzeln von Enso reichen ins Finnland des Jahres 1872 zurück. Da wurde die Sägemühle W. Gutzeit & Co gegründet, die sich 1924 nach dem Industrieort Enso zuerst in Enso-Gutzeit und dann schlussendlich in Enso umbenannte.
Im Oktober 1998 vereinigten sich die drei Unternehmen Stora, Enso und Schweighofer, ein österreichisches Unternehmen, das sich nach seiner Gründung 1642 zu einem der größten Sägewerke und Holzunternehmen Europas entwickelt hatte, zu Stora Enso, aktuell einem der größten Holzverarbeitungs- und Papierkonzerne der Welt. Dieser Status wurde auch durch den Zukauf vieler Unternehmen erreicht, wie beispielsweise dem nordamerikanischen Papierkonzern Consolidated Papers um 4,9 Milliarden Euro im Jahr 2000. Danach wuchs Stora Enso weiter, vor allem durch Expansion in Lateinamerika und Asien. Das Unternehmen begann sich immer mehr auf digitales Publishing zu konzentrieren, indem es seine Druck- und Verlagsaktivitäten auf die Internet- und Mobilfunkplattformen ausdehnte. Darüber hinaus wurde zunehmend der Weg hin zu einem kreislauforientierten Geschäftsmodell eingeschlagen.
In den 2010er-Jahren wurde die Weiterentwicklung von Produkten auf Biomassebasis vorangetrieben und das Engagement für die generelle Nachhaltigkeit im Konzern gestartet und Jahr für Jahr intensiviert, wie man auch gut an den Aussagen des Chefs Hans Sohlström erkennen kann.
Aktuell ist Stora Enso in über 30 Ländern aktiv tätig und beschäftigt mehr als 26.000 Mitarbeiter:innen. Es ist eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich nachhaltiger Ressourcen und entwickelt kontinuierlich innovative Lösungen für die holz- und papierbasierten Produkte von heute und morgen.
Die Vision ist klar: die Gestaltung einer fossilfreien Zukunft und das Erzielen von positiven Auswirkungen auf die Umwelt. Das sollte Wirtschaftsräumen und deren Gesellschaften auf der ganzen Welt zugutekommen.
,Tue Gutes für Menschen und den Planeten. Ersetze nicht erneuerbare Materialien durch erneuerbare Produkte‘ unterstreicht unsere Überzeugung, dass alles, was heute aus fossilen Materialien hergestellt wird, morgen aus einem Baum hergestellt werden kann, und verdeutlicht die Möglichkeit von Stora Enso, zu einer nachhaltigeren Zukunft beizutragen.
„Unser Ziel ist es, bis 2050 vollständig regenerative Lösungen anzubieten– Produkte, die mehr Kohlenstoff binden, als sie ausstoßen, und die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt unterstützen. Wir haben uns für 2030 wissenschaftlich fundierte Ziele in drei Bereichen gesetzt, in denen wir die größten Auswirkungen und Möglichkeiten haben: Klimawandel, Biodiversität und Kreislaufwirtschaft. Diese ehrgeizigen Ziele beruhen auf der Grundlage einer verantwortungsvollen Unternehmensführung.“
Stora Ensos Zielsetzung – Hans Sohlström, CEO
Stora Enso ist ein sehr altes, aber immer innovatives Unternehmen, das wir gerne in den nächsten Jahren als konstruktiver und nachhaltiger Investor begleiten möchten. Dabei werden wir uns immer wieder über die Fortschritte auf dessen nachhaltigem Weg berichten lassen.