Die Urban Air Mobility befindet sich momentan in einer Phase des rapiden Wachstums. Nachdem das Konzept in den letzten Jahren vor allem durch Prototypen und Pilotprojekte Aufmerksamkeit erlangt hat, nähern sich viele Unternehmen nun der Marktreife.
Aufbruch in eine neue Ära der Mobilität
Die Technologie hinter Urban Air Mobility (UAM) basiert auf elektrischen Antrieben, fortschrittlichen Batterien und Autonomie-Systemen. Diese Technologien ermöglichen es, eVTOLs (elektrische Senkrechtstarter) zu betreiben, was sie besonders attraktiv für den Einsatz in städtischen Gebieten macht. Zahlreiche Testflüge und Entwicklungen haben bereits gezeigt, dass die Technologie funktioniert. Nun liegt die Herausforderung darin, diese Systeme sicher, effizient und kostengünstig in den realen Einsatz zu überzuführen.
Die Rolle von Drohnen
Drohnen spielen eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der Urban Air Mobility, denn sie bieten eine flexible und schnelle Möglichkeit, Güter und Dienstleistungen innerhalb von Städten zu transportieren. Sie werden bereits in verschiedenen Bereichen eingesetzt, von der Paketzustellung bis hin zur medizinischen Versorgung in Notfällen.
Unternehmen wie Wing, eine Tochtergesellschaft von Alphabet, haben bereits Drohnen-Lieferdienste in mehreren Ländern etabliert. Wing hat in Australien, Finnland und den USA Pilotprojekte durchgeführt, bei denen Drohnen den Transport kleinerer Pakete übernahmen. Auch das deutsche Unternehmen Wingcopter entwickelt Drohnen, die speziell für den Transport von medizinischen Gütern konzipiert sind und in entlegenen Gebieten eingesetzt werden können.
Pioniere im Bereich UAM
Das deutsche Unternehmen Volocopter ist einer der Pioniere im Bereich UAM. Mit dem Volocopter 2X und dem VoloCity hat das Unternehmen bereits erste Prototypen entwickelt und erfolgreich getestet. Volocopter zielt darauf ab, bis Ende des Jahrzehnts einen kommerziellen Flugtaxi-Dienst anzubieten, und hat bereits Partnerschaften mit Städten wie Singapur und Paris geschlossen.
Zu den am besten finanzierten Start-ups im UAM-Sektor zählt Joby Aviation aus Kalifornien. Das Unternehmen arbeitet an einem vollelektrischen, sechssitzigen eVTOL, das eine Reichweite von über 240 Kilometern und eine Geschwindigkeit von bis zu 320 km/h erreichen kann. Joby hat bereits Zulassungen von der Federal Aviation Administration (FAA) in den USA erhalten und plant, bis 2025 einen kommerziellen Dienst zu starten.
Archer Aviation, ebenfalls in den USA ansässig, hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 ein Netzwerk von urbanen Luftmobilitätsdiensten zu etablieren. Ihr Fluggerät, der Archer Midnight, ist auf kurze urbane Flüge ausgelegt und hat bereits erste Testflüge absolviert. Archer hat sich mit United Airlines zusammengetan, um den Einsatz vor allem im „Airport-City-Transport“ zu forcieren.
Herausforderungen
Die Zulassung und Zertifizierung von eVTOLs und Drohnen ist ein komplexer Prozess, der die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Fluggeräte sicherstellen soll. Behörden wie die FAA in den USA und die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) arbeiten intensiv daran, Standards zu entwickeln, die die Integration von UAM in den Luftraum ermöglichen.
Die Schaffung einer geeigneten Infrastruktur, wie Vertiports und Ladestationen für eVTOLs sowie Start- und Landeplätze für Drohnen, ist eine weitere Herausforderung. Städte müssen ihre Planungen anpassen, um Platz für diese neuen Verkehrsmittel zu schaffen.
Ja, und letztendlich ist die Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Themen wie Lärmbelastung, Sicherheit und Umweltverträglichkeit spielen eine große Rolle dabei, ob UAM-Dienste auf breite Zustimmung stoßen werden.
Fazit
Die Zukunft der Urban Air Mobility steht an der Schwelle zur kommerziellen Realität. Schätzungen zufolge könnte der Markt für UAM bis 2040 ein Volumen von mehreren hundert Milliarden US-Dollar erreichen. Mit Unternehmen, die die technologische Entwicklung vorantreiben, sowie Drohnen, die die städtische Logistik revolutionieren, ist es nur eine Frage der Zeit, bis Flugtaxis und Drohnen Teil unseres täglichen Lebens werden. Die Zukunft der Mobilität wird sich nicht nur auf den Straßen, sondern auch in der Luft abspielen – und UAM könnte dabei eine Schlüsselrolle spielen.
Autor
Christian Leinweber, Senior Investment Manager, Raiffeisen Kapitalanlage GmbH