Trump überrascht mit Zollankündigungen negativ

Das Weiße Haus hat umfassende neue Zölle angekündigt, die starke Marktreaktionen weltweit ausgelöst haben. Die Tarifmethodik der US-Regierung deutet aus unserer Sicht darauf hin, dass man eher auf Verhandlungen als auf ein dauerhaftes Beibehalten abzielt. Wichtige Ausnahmen zeigen, dass die US-Administration dabei auf Schadensbegrenzung für die eigene Wirtschaft bedacht und sich bewusst ist, dass es auch für die USA erhebliche Risiken gibt. Nur sechs Länder machen 70 % der implizierten Zölle aus. Das zeigt, dass einige wenige wichtige Abkommen bereits viel Druck abbauen könnten.

Einschätzungen, Positionierungen und Ausblicke stellen eine Momentaufnahme dar und können sich jederzeit ohne Vorankündigung ändern. Sie wurden unter Nutzung von Informationen erstellt, die wir als zuverlässig und korrekt erachten; eine Garantie kann dafür jedoch nicht gegeben werden. Aufgrund der komplexen weltweiten Handelsverflechtungen, vieler verschiedener möglicher Reaktionen und Aktionen seitens einer enormen Anzahl von Beteiligten (Regierungen, Unternehmen, Zentralbanken, Finanzmarktakteure) sind etwaige Auswirkungen und Szenarien generell nur sehr begrenzt kalkulierbar und mit hohen Unwägbarkeiten behaftet.

Präsident Trump hat klare Anreize, die Märkte zu stärken, und möglichst viele Investitionen in die US-Fertigung vor der nächsten Präsidentschaftswahl herbeizuführen – und sieht die Zölle als Instrument dafür. Ob er damit nennenswerten Erfolg haben wird, ist derzeit ebenso offen, wie die weitere Entwicklung an der Handels- und Zollfront generell. Angesichts seines bekanntermaßen sprunghaften Verhaltens und der Tatsache, dass er sich ungern in Entscheidungen hineinreden lässt, scheint fast alles möglich. Selbst eine Kehrtwende oder ein weitgehendes Zurückdrehen der Zollmaßnahmen ist denkbar, sofern er es als seinen Sieg verkaufen kann bzw. er für ihn akzeptable Gegenleistungen erhält. Am wahrscheinlichsten scheint derzeit eine Abmilderung vieler Maßnahmen mittels Verhandlungen. Je schneller dies geschieht, umso besser; je länger es dauert, umso größer wird der volkswirtschaftliche Schaden weltweit (Anmerkung: dies ist nur ein mögliches Szenario von vielen).

Volkswirtschaftliche Auswirkungen

Die Zölle für Europa sind mit 20 % eher etwas unter den Erwartungen angesetzt worden, die asiatischen hingegen darüber. Insgesamt ist für die Eurozone mit einem negativen Wachstumsbeitrag von 0,5 bis 1 % zu rechnen. Global sind es wohl um die 1 %, in den USA ist der negative Beitrag höchstwahrscheinlich sogar größer als 1 %. Die Rezessionswahrscheinlichkeit in den USA steigt damit spürbar, vor allem wenn Zölle so bleiben wie jetzt von Trump vorgestellt. Diese Einschätzung gilt vorbehaltlich etwaiger Vergeltungsmaßnahmen anderer Staaten und möglicher fiskalischer Programme einzelner Länder zur Abfederung der negativen Auswirkungen.

Bei den Inflationsraten erwarten wir für Europa einen leicht reduzierenden Effekt, in den USA rechnen wir derzeit hingegen mit einem Anstieg um 1 bis 1,5 %. Fraglich ist, ob und inwieweit die US-Notenbank Fed dies als einen nur vorübergehenden Preisanstieg behandelt und trotzdem Zinsen senkt, auch wenn die Inflation deutlich über dem offiziellen Zielwert liegt. Die Finanzmärkte beantworten dies aktuell mit einem klaren Ja und nehmen in den Marktpreisen derzeit über drei Zinssenkungen in den USA bis zum Jahresende vorweg. Wir haben in den letzten beiden Jahren allerdings mehrfach ein rasches Ein- und Auspreisen von Zinsmaßnahmen der Fed durch die Marktteilnehmer:innen erlebt.

Auswirkungen auf einzelne Assetklassen und Fonds

Naturgemäß sind alle Fonds und alle Assetklassen von diesen Ankündigungen und den Marktbewegungen betroffen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß.

Asset Allocation

In unserer langfristigen Ausrichtung (Strategische Asset Allocation, SAA) wurden Anfang März Spreadassetklassen (z. B. Euro-Investmentgrade, Euro-High-Yield und Emerging-Markets-Hartwährungen) reduziert und im Gegenzug – nach dem starken Renditeanstieg – deutsche Staatsanleihen zugekauft. Die jüngsten Ankündigungen der neuen US-Administration bzw. die Marktreaktion darauf hat bislang keine weiteren Änderungen bei der SAA ausgelöst.

In unserer kurzfristigen Asset Allocation (Taktische Asset Allocation, TAA) wurde die Aktienquote reduziert. Dies ist dem gestiegenen Risiko geschuldet, dass sich der nunmehr verschärfende Handelskrieg negativ auf die Weltkonjunktur und die Unternehmensgewinne auswirken könnte. Aktuell besteht damit eine neutrale Ausrichtung in Bezug auf die Aktienquote in gemischten Fonds. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Wirtschafts- und Unternehmensdaten in den nächsten Wochen bzw. Monaten entwickeln werden. Abhängig davon sind neuerliche Anpassungen der Aktienquote wahrscheinlich.

Aktien

In einigen Aktienfonds, beispielsweise Schwellenländer-Aktienfonds, haben wir angesichts von Trumps Fokus auf China die Fondsportfolios bereits seit längerem recht robust für Zoll-Risiken positioniert. Das bedeutet aber selbstverständlich nicht, dass diese Fonds immun gegen Wertverluste sind. In anderen Aktienfonds werden einige Positionen stärker und andere weniger oder gar nicht von den Zöllen betroffen sein.

Anleihen

Die meisten Anleihefonds sowie gemischten Fonds der Raiffeisen KAG haben vom generellen Renditerückgang bei Staatsanleihen und ihren (moderaten) Duration-Longpositionen profitiert. Bei Unternehmensanleihen, Hochzinsanleihen und Schwellenländeranleihen in Hartwährung weiteten sich die Risikoaufschläge spürbar aus, was erst einmal negativ für die Wertentwicklung ist. Dies wurde aber ganz oder teilweise durch die entsprechenden allgemeinen Renditerückgänge bei den Staatsanleihen ausgeglichen.

Falls Sie detailliertere Auskünfte zu einzelnen unserer Fonds und Mandate wünschen, kontaktieren Sie bitte unsere Mitarbeiter:innen, die Ihnen gern für weitere Erläuterungen zur Verfügung stehen.

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