Biodiversität ist wesentlich für die Aufrechterhaltung der Ökosystemdienstleistungen, die für das menschliche Wohlergehen und eine nachhaltige Entwicklung von entscheidender Bedeutung sind.

Dekade der Biodiversität

Das Thema Biodiversität hat zu Beginn der 90er-Jahre breitere Aufmerksamkeit auf dem politischen und wirtschaftlichen Parkett bekommen. So wurde 1992 beim sogenannten Rio-Gipfel die Biodiversitätskonvention unterzeichnet. Aber erst die Zehnerjahre dieses Jahrtausends wurden durch die Vereinten Nationen zur Dekade der Biodiversität erkoren. Dafür wurden fünf strategische Ziele formuliert (die sogenannten Aichi-Ziele), deren Erreichung allerdings gescheitert ist.

Erst die COP15 im Dezember 2022 hat die Einigung der internationalen Staatengemeinschaft auf 23 Ziele im Rahmen des sogenannten Kunming-Montréal Global Biodiversity Frameworks (GBF) mit sich gebracht. Das GBF ist ein umfassendes Rahmenwerk, das Ziele und Maßnahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Biodiversität auf globaler Ebene festlegt. Diese Ziele umfassen unter anderem den Erhalt von mindestens 30 % der Land- und Meeresgebiete der Erde, die Wiederherstellung von mindestens 20 % der degradierten Ökosysteme und die Verringerung der Verschmutzung. Das GBF soll dazu beitragen, den Verlust der Biodiversität einzugrenzen und die Ökosysteme der Erde zu schützen, um eine nachhaltige Zukunft für alle zu gewährleisten.

Bis zur COP16 entwickeln die Mitgliedsstaaten der CBD nationale Strategien zur Umsetzung der GBF-Ziele. Außerdem wird sich die Konferenz unter anderem mit der Definition konkreter Indikatoren zur Messbarkeit sowie Erhöhung der Transparenz beschäftigen. Somit soll vermieden werden, dass die GBF-Ziele ein ähnliches Schicksal ereilt wie die Aichi-Ziele.

Biodiversität im Meer

Die Weltmeere spielen eine entscheidende Rolle beim Erhalt der Biodiversität, da sie einen Großteil der biologischen Vielfalt der Erde beherbergen. Sie sind Heimat von Millionen von Arten, von winzigem Plankton bis hin zu riesigen Walen und Haien. Die Weltmeere umfassen eine Vielzahl von diversen Lebensräumen wie Korallenriffen, Seegraswiesen, Mangrovenwäldern oder Tiefseeböden.

Gleichzeitig spielen die Weltmeere eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Klimas und der Aufrechterhaltung von Ökosystemdienstleistungen und sind somit von entscheidender Bedeutung für das menschliche Wohlergehen. 2023 gelang es der internationalen Staatengemeinschaft nach 20-jährigen Verhandlungen, ein Übereinkommen zum Schutz der Weltmeere zu verabschieden. Damit wird ein verbindliches Regelwerk für die Hohe See ermöglicht, zum Beispiel für die Errichtung von Meeresschutzgebieten, die Verankerung von Umweltverträglichkeitsprüfungen und andere Maßnahmen, um bedrohte Arten und Lebensräume besser zu schützen. (Siehe Artikel Tiefseebergbau)

INFOBOX

  • Artenvielfalt: Übereinkommen über die biologische Vielfalt der Vereinten Nationen, auch Biodiversitätskonvention genannt – Convention of Biological Diversity (CBD).

  • Ökosystemdienstleistungen: Dem Begriff werden Dienstleistungen der Natur für den Menschen zugeschrieben, die er durch Lebensräume und Lebewesen wie Tiere und Pflanzen bezieht, zum Beispiel Nahrungsmittel, Medizin oder Klimaregulierung. Laut Weltwirtschaftsforum hängt rund die Hälfte der globalen Wertschöpfung von direkten und indirekten Ökosystemdienstleistungen ab.

  • Rio-Gipfel: Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung – diese hat 1992 in Rio de Janeiro, Brasilien, stattgefunden und wird oft als „Rio-Gipfel“ bezeichnet.

  • COP15: COP = Conference of the Parties, das ist die seit 1995 stattfindende Weltnaturkonferenz der Vereinten Nationen, wobei die Klimakonferenz jährlich und die Biodiversitätskonferenz alle zwei Jahre stattfindet. COP15 steht für die 15. Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen.

  • COP16: Die COP16, die 16. Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen, wird im vierten Quartal 2024 in Kolumbien stattfinden.

  • Das UN-Hochseeschutzabkommen (offizielle englische Bezeichnung: Biodiversity Beyond National Jurisdiction, BBNJ) ist ein multilateraler Vertrag, der den Erhalt und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt der Meere in Gebieten außerhalb nationaler Hoheitsgewalt (Hochsee oder Hohe See) einheitlich regelt.

Biodiversität schützen

Die Wirtschaft und die Finanzbranche sind sich ihrer Verantwortung zunehmend bewusst, eine aktive Rolle beim Erhalt der Artenvielfalt einzunehmen.

In den letzten Quartalen sind zahlreiche Initiativen entstanden, oftmals nach dem Vorbild von Klima-Rahmenwerken, die themenspezifische Transparenz und Berichterstattung ermöglichen und erleichtern sollen.

Finance for Biodiversity Pledge

Finance for Biodiversity ist eine freiwillige Verpflichtung von Finanzinstituten, die darauf abzielt, den Verlust der Artenvielfalt zu stoppen und zu einer verantwortungsvollen Nutzung der biologischen Vielfalt beizutragen. Das Ziel ist, Biodiversität durch Finanzaktivitäten und Investitionen zu schützen und wiederherzustellen und das Bewusstsein der Politik und Wirtschaft für biodiversitätsbezogene Risiken und Chancen zu schärfen. Finance for Biodiversity ist maßgeblich daran beteiligt, Branchenstandards zur Erhöhung der Transparenz von Biodiversitätsrisiken und -chancen zu etablieren, an einer wissenschaftsbasierten Zielsetzung zu arbeiten und themenbezogenen Wissensaustausch innerhalb der Finanzbranche zu erleichtern.

2023 hat die Raiffeisen KAG den Finance for Biodiversity Pledge unterzeichnet und ist der Finance for Biodiversity Foundation beigetreten.

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