Wolfgang Pinner über Impact Investing und Nachhaltigkeit

Herr Pinner, Nachhaltigkeit und Impact Investing sind Begriffe, die in den letzten Jahren in der Finanzindustrie an Bedeutung gewonnen haben. Können Sie uns einen kurzen Überblick über die Entwicklung der Nachhaltigkeit im Fondsmanagement geben?

Pinner: Am Anfang stand das gute Gewissen. Nachhaltige Investments – oder besser ethische Investments, wie sie damals genannt wurden –sollten eine angenehme Wirkung auf das eigene Verantwortungsbewusstsein im Zusammenhang mit Investments zeigen. Ein Beispiel dafür war, etwa Rüstung, Alkohol und Tabak bei der Titelauswahl im Fonds außen vor zu lassen, und sich mit dieser Entscheidung so richtig wohlzufühlen. In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich nachhaltiges Investieren dann dynamisch weiterentwickelt. Normbasierte Ausschlüsse, Best-in-Class, Engagement, Integration und speziell Impact sind nur einige Beispiele für einen erweiterten Zugang zum Thema.

Welche Bedeutung hat bei diesen Themen der sogenannte Impact oder Einfluss auf Unternehmen?

Pinner: Heute wird von der Wirkung – also dem Impact – nachhaltigen Investierens etwas anderes als ein Beitrag zum eigenen guten Gewissen erwartet. Das erwartete Ziel eines Impacts, eines Einflusses, einer Wirkung wird von Investoren, Stakeholdern sowie Kund:innen oft diskutiert und gefordert. Nachhaltige Investments sollen Veränderungen auslösen, die nachhaltige Entwicklung fördern, unterstützen und vielleicht sogar auslösen. Die (Energie-)Wende, die Transformation und eine nachhaltige Zukunft müssen schließlich erreicht werden. Dabei stellt sich immer die Frage, was bei der Geldanlage nun wirklich im Fokus steht. Denn Investments, die ihren alleinigen Schwerpunkt auf den Bereich Impact legen, können schnell in der Philanthropie ohne geeigneten finanziellen Ertrag enden.

Hat es da in der Vergangenheit gewisse Meilensteine gegeben?

Pinner: Rückblickend hat das Pariser Klimaabkommen eine Zeitenwende im nachhaltigen Investment eingeläutet, nicht zuletzt auch durch die mit COP 21 ausgelöste Welle an nachhaltigkeitsbezogener Regulatorik. Rund um die neue nachhaltige Investmentwelt sind unter anderem „wirkungskompatibel“ und „wirkungseffektiv“ zu den neuen Impact-bezogenen Schlagworten gereift.

Was steckt dabei dahinter?

Pinner: Wirkung erzielen über die Unternehmen oder Emittenten im Portfolio oder direkt als Asset Manager – das ist hier die Frage. Um als Investor:in direkt Wirkung zu erzielen ist Engagementgefragt, und natürlich die Messung des Erfolges.

Können Sie uns ein Beispiel nennen?

Pinner: Im Detail bedeutet das, dass ein Investment in einen Pharmatitel über die vom Unternehmen entwickelten und produzierten Medikamente eine positive Wirkung im Bereich der Gesundheit auslöst. Die Wirkungskompatibilität bezieht sich hier auf das SDG 3* „Gesundheit und Wohlergehen“, wenn man die Kategorisierung der „Ziele für Nachhaltige Entwicklung“ (SDGs) anwenden möchte. Auf der anderen Seite ist Wirkungseffektivität gegeben, wenn man als Investor:in das Unternehmen in langen Dialogen überzeugt, nach neuen Impfstoffen gegen seltene Krankheiten zu forschen. Ein sicherlich nicht einfaches Unterfangen.

Kann nachhaltiges Investment aber nun wirklich den Unterschied machen in einer offensichtlich nur beschränkt nachhaltigen Welt? Reicht der Impact der nachhaltigen Investor:innen aus, um die Welt zu verändern?

Pinner: Da drängt sich ein Vergleich auf, und zwar mit dem Puzzlestein. Ein mittelgroßer, grüner Puzzlestein in Form eines Dollar- oder Euro-Zeichens ist wahrscheinlich das, was man aktuell erwarten kann. Dieser Puzzlestein ist im Vergleich von vor Jahren, als man ihn noch mit der Lupe suchen musste, bereits ein wichtiger Teil des Ganzen. Und: Es ist noch immer ein Puzzlestein mit Wachstumspotenzial...

Erläuterungen:
* SDG steht für Sustainable Development Goals, die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN.

Dieser Inhalt ist nur für institutionelle Anlegerinnen und Anleger vorgesehen.

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