Engagement zu "Künstliche Intelligenz"
Zu den Engagement-Aktivitäten des Fondsmanagements von Raiffeisen Capital Management zum Thema KI gehört auch der Dialog mit führenden und forschenden Unternehmen in diesem Bereich (Engagementbericht).
Im Zuge der Engagement-Aktivitäten wurden weltweit rund 45 Unternehmen zu ihren Aktivitäten mit der künstlichen Intelligenz sowie zu sozialen Chancen und Risiken befragt.
Wie integrieren Sie KI-Technologien in Ihre Geschäftsprozesse?
Für Cloud-Anbieter ist eine naheliegende Anwendung für KI, diese in der Software zu integrieren, um die Anwendungen nutzerfreundlicher zu gestalten. Medienberichte wurden besonders im vergangenen Jahr von KI dominiert, doch der Cloud-Computing-Anbieter Salesforce hat bereits vor zehn Jahren begonnen, in künstliche Intelligenz zu investieren. Nun hat Salesforce mit dem Chatbot „Einstein Copilot“ eine KI-gestützte Lösung für deren Produkte geschaffen. Dieser Bot bietet Kund:innen mittels Live-Chats individuelle Antworten auf akute Fragen während der Anwendung der Software. Kund:innen müssen für Probleme nicht in eine quälende Kund:innensupport-Warteschlange, sondern werden vom Physikgenie Albert Einstein höchstpersönlich betreut.
Nutzen Sie derzeit KI-Technologien in Ihren Geschäftsbetrieben und in welchen Bereichen sehen Sie KI als Gamechanger?
Der Fachkräftemangel ist eine „never ending Story“ der Techbranche. Das größte Potenzial für eine Operationalisierung von KI sieht der französische Tech und IT Consultant Capgemini in der Unterstützung der Mitarbeitenden. Diese sollen durch die KI effizienter, produktiver und agiler werden. Capgemini trainiert seine Mitarbeitenden gezielt darauf, KI-Anwendungen für die verschiedensten Tätigkeitsbereiche zu nutzen. Seien es die Erstellung von Dokumenten und Quellcode in der IT-Abteilung oder KI-gestützte Bewerbungsprozesse, um so die besten Talente für sich zu gewinnen. In der eigenen Branche und für die operativen Tätigkeiten des Unternehmens sieht Capgemini die KI nicht als Gamechanger, da IT-Lösungen der Kund:innen individuell zu betrachten sind.
Können Sie uns etwas über die KI-Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen Ihres Unternehmens erzählen und in welchen Bereichen sehen Sie das größte Potenzial für Marktwachstum?
Dass Halbleiterproduzenten von dem KI-Boom profitieren, haben wir im vergangenen Jahr gut verfolgen können, doch auch die Herstellung für Halbleitertestequipment hat an Bedeutung gewonnen. So ist für den japanischen Produzenten von Halbleitertestequipment Advantest KI nicht nur ein Werkzeug, um die Effizienz der internen Prozesse zu verbessern, sondern auch eine Chance, die KI als Grundlage für wertschöpfende Geschäftserweiterungen zu verwenden. Um diesem Ziel gerecht zu werden, stellt das Unternehmen aktiv KI-Architekt:innen ein und lässt diese an den verschiedensten Geschäftsbereichen des Unternehmens teilnehmen. Außerdem möchte Advantest die KI nutzen, um den bedienbaren Markt besser zu erreichen.
Wie trägt KI unter Berücksichtigung von SDG 10 zur Förderung von Fairness und gleichen Chancen in Ihrem Unternehmen bei?
Wird KI Jobs in Ihrem Unternehmen ersetzen?
Künstliche Intelligenz wird oft im Hinblick auf soziale Aspekte kritisch gesehen. Im Dialog mit globalen Unternehmen haben wir diese Risiken, aber auch die Chancen angesprochen.
Das ursprünglich in Linz gegründete US-Technologieunternehmen Dynatrace ist der Meinung, dass die KI die Möglichkeit bietet, Fairness und Gleichberechtigung zu fördern, jedoch befindet sich das Unternehmen laut eigenen Aussagen noch am Anfang, KI-gestützte Systeme unternehmensweit zu implementieren. Ein Beispiel für die Integration von Fairness im Sinne des SDG 10 (Sustainable Development Goals/Nachhaltige Entwicklungsziele der Vereinten Nationen) ist die Demokratisierung von Information. KI kann Mitarbeitenden unabhängig von Vorwissen helfen, auf KI-gestützte Einblicke zuzugreifen und diese zu verstehen. Bezüglich der Jobsicherheit sieht Dynatrace kein Risiko für bestehende Mitarbeiter:innen, vielmehr würden die Angestellten durch die Vorteile von KI profitieren.
Generell verstehen die meisten Unternehmen, mit denen Raiffeisen Capital Management gesprochen hat, KI-Lösungen als Ergänzung zu bestehenden Arbeitsplätzen und nicht als Ersatz.
Welche Risikomanagement-Strategien gibt es, um potenzielle technologische, operative und Cybersecurity-Risiken im Zusammenhang mit KI und Quantencomputing anzugehen?
EU-Richtlinien sind auch für Unternehmen relevant, die nicht in der EU gelistet sind. Die israelische Webdesign-Plattform Wix.com evaluiert die Richtlinien seitens des Regulators in Bezug auf die KI genau. Wix.com hat als Vorbereitung auf weiterführende EU-Gesetze begonnen, ein KI-Governance-Programm aufzubauen, welches vor Inkrafttreten einer etwaigen Regulierung implementiert werden soll.
Integrierte KI-Systeme, die Zugriff auf vielerlei Daten innerhalb eines Konzerns haben, können ein attraktives Ziel für Cyberkriminelle darstellen. Diese Problematik ist für den chinesischen Tech-Riesen Tencent von besonderer Bedeutung. Tencent ist mit Betreiber von WeChat, einer der größten Messenger-Apps mit rund 1,3 Milliarden monatlichen Usern. Tencent verpflichtet sich zu den „Vier Prinzipien der KI“ und verstärkt seine Datensicherheitsmaßnahmen, einschließlich der KI-Datensicherheitsmanagementrichtlinie, die Datenminimierung und das Verbot von illegalem Datenhandel vorsieht. Tencent priorisiert den Schutz sensibler Daten, vergibt Zugriffsrechte restriktiv und führt regelmäßige Sicherheitsbewertungen durch. Zudem wurde ein Risikobewertungsrahmen für neue KI-Produkte entwickelt, in dem klare Verantwortlichkeiten festgelegt sind.
Autor
Mathias Zwiefelhofer, Corporate Responsibility Raiffeisen Kapitalanlage GmbH