Engagement: im Dialog mit den größten Minenbetreibern
Das Universum von investierbaren Unternehmen im Bereich „Reinigung der Weltmeere“ ist sehr klein. Deshalb ist für Investoren das Engagement bei Unternehmen ein vielversprechender Weg, um das Thema der potenziell negativen Auswirkungen auf die Weltmeere anzusprechen und die Firmen gleichzeitig zu besserem ökologischen Verhalten anzuspornen.
Aufgrund des generellen Geschäftsmodells haben Bergbauunternehmen weltweit einen großen Anteil an negativen ökologischen Auswirkungen, die bis hin zur Verschmutzung der Weltmeere führen.
Zu den Engagement-Aktivitäten von Raiffeisen Capital Management (Raiffeisen KAG) gehört auch der Dialog mit den größten globalen Minenbetreibern. Rund 20 Bergbaugiganten wie BHP, Rio Tinto und Vale wurden kontaktiert und mit nachstehenden Fragen konfrontiert:
Welche Maßnahmen ergreift Ihr Unternehmen, um die Umweltauswirkungen seiner Bergwerke auf die Meeresverschmutzung so gering wie möglich zu halten, welche Umweltmanagementsysteme sind installiert, um im Falle einer Katastrophe eine Verschmutzung zu verhindern, und wie werden diese Umweltauswirkungen überwacht?
Durch die aktuelle Goldpreisentwicklung geraten die Goldproduzenten bei Investoren wieder vermehrt in den Fokus. Der weltweite Branchenprimus ist das im Standard & Poor’s 500 enthaltene Unternehmen Newmont Mining. Das Unternehmen verweist auf unsere Anfrage bezüglich der Umweltauswirkungen auf die Weltmeere auf ihr „Environmental Management and Monitoring Program“. Newmonts Standort mit den potenziell größten negativen Auswirkungen auf die Ökologie der Weltmeere liegt auf der Lihir-Inselgruppe nördlich von Neu-Irland im Südwestpazifik. Mithilfe des Monitoring-Programms kann Newmont die Wasserqualität sowie den Zustand der umliegenden Korallenriffe und die Fischpopulationen in diesem Bereich objektiven Messungen unterziehen. Laut Newmont ist das Meer als Lagerstätte für Abfälle alternativlos, es wird jedoch versucht, durch chemische Stabilisation und Verdünnung die Umweltschäden so gering wie möglich zu halten.
Wie handhabt Ihr Unternehmen die Entsorgung von gefährlichen Abfällen und Chemikalien aus seinen Bergwerken?
Abbaubare Erze enthalten in vielen Fällen toxische Stoffe aller Art. Das wichtigste Aluminiumerz ist Bauxit. Bauxit enthält jedoch spürbare Mengen der hochgiftigen Stoffe Arsen oder Quecksilber. Deshalb ist eine solide Behandlung dieser Erze und der bei der Gewinnung anfallenden Rückstände von immens hoher Bedeutung, um möglichen Umweltproblemen vorzubeugen. Die China Hongqiao Group ist mit einem Umsatz von rund 7 Milliarden USD der größte Aluminiumproduzent der Welt und somit für einen großen Teil der Bauxit-Abfälle verantwortlich. Das Unternehmen entwickelte den „Plan zur Verwaltung von gefährlichen Produkten und Rückständen“, der umfassend die erzeugten Substanzen und deren Lagerung regelt sowie auch klare Prozesse der Entsorgung vorgibt.
Kreislaufwirtschaft verlangt weit mehr als Recycling, weshalb Abfallvermeidung und -wiederverwendung ein wesentliches Fundament dieses Plans darstellen. Neben spezifischen Maßnahmen zur Handhabung von gefährlichen Abfällen und Chemikalien aus den Minen wird besonders darauf geachtet, dass im Zuge des Hafen- und Flusstransports jedwede Substanzen von Meeren und Flüssen ferngehalten werden. Hierbei sind Vorschriften implementiert, die vor allem die Entsorgung von schädlichen Abfällen der Schifffahrt (z. B. Altöl) regeln.
Um die kontinuierliche Umsetzung und Einhaltung des Plans sicherzustellen, beauftragt die China Hongqiao Group regelmäßig unabhängige Auditoren, die jährlichen Kontrollen der Systeme durchzuführen.
Wird die Wasserqualität in der Nähe Ihrer Minen gemessen, wenn ja, können Sie uns Daten zur Verfügung stellen?
Um zielgerichtete Umweltmanagement-Systeme zu etablieren, benötigen Unternehmen die dazu notwendigen Daten. Nur mit exakten Messungen kann die Qualität von Maßnahmen evaluiert werden, die für eine höhere Wasserqualität im Bereich der Minen sorgen sollen, was wiederum Auswirkungen auf die Verschmutzung der Weltmeere hat. Das brasilianische Unternehmen Vale ist mit einem Marktanteil von 35 % der weltweit größte Förderer von Eisenerz. Der Konzern hat an den verschiedenen Standorten 2.600 Überwachungspunkte, die im vergangenen Jahr in Summe über 400.000 Datenpunkte zur Wasserqualität lieferten. Laut Vale ermöglichen Wasserqualitätsmessungen die operationale Kontrolle in Echtzeit. Daher werden mögliche negative Auswirkungen durch den Einsatz von Prognosemodellen leichter vorhersehbar, was es dem Unternehmen ermöglicht, zeitgerecht Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Welche Investitionen tätigt Ihr Unternehmen in nachhaltige Bergbaupraktiken und -technologien, die die Meeresumwelt schützen und erhalten?
Umweltschutz benötigt Investitionen. Das Unternehmen Anglo American hat im Dialog mit der Raiffeisen KAG das laut eigenen Aussagen größte Wasserrecycling-Projekt Brasiliens vorgestellt. Mit einer Länge von 525 Kilometern ist die Eisenerz-Pipeline von Minas nach Rio de Janeiro die weltweit längste ihrer Art. Damit können 26,5 Millionen Tonnen Eisenerz pro Jahr transportiert werden, wobei das Erz in Form von Schlamm durch die Pipeline geleitet wird. 2021 kündigte das Unternehmen an, in Kooperation mit dem Hafen von Açu das Abwasser dieser Pipeline zu recyceln. Die Ableitung des Abwassers ins Meer wird gestoppt und durch das neu gewonnene Wasser wird der Rückgang des örtlichen Grundwasserspiegels reduziert. Die Raiffeisen KAG wird die Bestrebungen von Anglo American und speziell das Minas-Projekt weiterhin genau beobachten.
Durch das Engagement als Baustein eines aktiven Managements können Investoren wichtige Themen der Nachhaltigkeit bei Unternehmen platzieren. Anleger in Fonds nehmen durch ihr Investment an diesem Prozess teil. Aber auch Unternehmen, in die nicht investiert worden ist, können durch Engagements zu einem nachhaltigeren Umgang mit Umwelt und Menschen angehalten werden.
Mehr: Engagement-Aktivitäten von Raiffeisen Capital Management
Autor
Mathias Zwiefelhofer, Corporate Responsibility Raiffeisen Kapitalanlage GmbH