Abbau von Rohstoffen führt zu Problemen für die Umwelt und die Menschen
Dazu gehört die Boden- und Wasserverschmutzung durch den Einsatz von Chemikalien wie Säuren und Schwermetallen bei der Gewinnung von Erzen und Mineralien. Durch den Einsatz von Sprengstoffen und die Verbrennung von fossilen Energieträgern zur Stromerzeugung wird die Luft verschmutzt und es kommt zu überdurchschnittlich vielen Unfällen mit Personenschaden.
Durch den Abbau von Bodenschätzen und die Errichtung der dafür notwendigen Infrastruktur wie Straßen und Bergbauanlagen kommt es zu massiven Landschaftsveränderungen. Diese Zerstörung der Lebensräume und die damit einhergehende Verdrängung der indigenen Bevölkerung und von Tier- und Pflanzenarten hat klare negative Auswirkungen auf die Biodiversität. Bergbau birgt auch ein überdurchschnittlich hohes Risiko für die Bergarbeiter und die Anwohner:innen, da sie oft in Kontakt mit giftigen Substanzen und Staubpartikeln kommen.
Genau in diesen Spannungsfeldern ist eines der größten australischen Unternehmen tätig und weltweit führend: BHP (Billiton).
Im Jahr 1883 fand der deutschstämmige Australier Charles Rasp, der sich gut mit Mineralien auskannte, bei seiner Arbeit als „boundary rider“ (eine Art von berittener Grenzüberwachung) auf einer Schaffarm im äußersten Westen Australiens blei- und silberhaltiges Gestein und erkannte sofort das bergbauliche Potenzial der Region. Er bildete mit Partnern ein Syndikat, pachtete das Land und gründete „The Broken Hill Proprietary Company“, kurz BHP.
Das Unternehmen war zunächst auf die Förderung von Silber, Blei und Zink spezialisiert. Im Laufe der Zeit erweiterte BHP sein Tätigkeitsfeld und begann mit der Förderung von Eisenerz, Kohle, Kupfer und anderen Rohstoffen.
Die Billiton-Mine wurde in Indonesien Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckt. Wie sich herausstellte, war sie reich an Zinn. Die Billiton-Gesellschaft wurde 1860 gegründet und war in der Förderung von Zinn, Kupfer, Kohle und Aluminium tätig. Im Laufe der Zeit dehnte das Unternehmen seine Aktivitäten auf andere Länder aus und entwickelte sich über viele Jahrzehnte zu einem bedeutenden Akteur im globalen Bergbausektor.
Fusion von BHP und Billiton
Im Jahr 2001 fusionierten BHP und Billiton schließlich, um das Unternehmen BHP Billiton zu bilden. Diese Fusion schuf schon damals einen der größten Bergbaukonzerne der Welt mit einem breiten Portfolio an Rohstoffen und Bergbauaktivitäten. So ist das Unternehmen in der Förderung der Rohstoffe Eisenerz, Kupfer, Kohle, Erdöl und anderer Mineralien wie des schon angesprochenen Lithiums tätig. BHP betreibt Bergwerke, Schmelzwerke und Anlagen in verschiedenen Ländern, darunter Australien, Chile, den USA, Kanada und vielen anderen. Daher spielt es eine Hauptrolle in der globalen Rohstoffversorgung und ist auch für die Wirtschaft vieler Länder, vor allem in den globalen Wachstumsmärkten, von großer Bedeutung. Aktuell sind mehr als 83.000 Menschen in den Werken von BHP tätig und an der Börse liegt die Bewertung bei knapp 150 Milliarden Euro (Stand Mai 2024).
Aller guten Dinge sind drei?
Im November 2007 unterbreitete BHP der Rio Tinto Group ein Übernahmeangebot, welches vorsah, eine Aktie von Rio Tinto gegen drei von BHP Billiton zu tauschen. Rio Tinto wies das Angebot zunächst zurück. Nach einigen Erhöhungen des Angebots belief sich die Gesamtsumme des Angebots auf fast 148 Milliarden US-Dollar. Im Falle einer erfolgreichen Übernahme wäre ein Gigant mit geschätzten 350 Milliarden US-Dollar Marktwert entstanden. Die Transaktion wäre nach der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone im Jahr 2000 die zweitgrößte aller Zeiten gewesen. Im November 2008 kündigte der Konzern allerdings an, dass das Geschäft aufgrund der fallenden Rohstoffpreise infolge der damals aktuellen Finanzkrise geplatzt sei.
Der nächste Anlauf erfolgte im Jahr 2010. Da versuchte BHP, den kanadischen Kali- und Düngemittelproduzenten Potash Corporation feindlich zu übernehmen. Das Unternehmen kontrollierte damals mehr als 25 % des weltweiten Angebots an Kaliumdünger. Die Übernahme scheiterte jedoch an der Blockade der kanadischen Regierung.
Aktuell ist BHP bestrebt, den Konkurrenten Anglo American zu übernehmen. Falls dieser dritte Versuch einer Übernahme oder einer Fusion funktionieren würde, wäre ein neuer Marktführer im Rohstoffbereich geboren, mit einer weit höheren Marktkapitalisierung als der aktuelle Primus Rio Tinto.
Alle Dämme brechen
Im November 2015 ereignete sich in Brasilien eine der schlimmsten Umweltkatastrophen der Geschichte: der Dammbruch von Bento Rodriguez. Der Damm, der von dem Bergbauunternehmen Samarco betrieben wurde (ein Joint Venture zwischen BHP und dem brasilianischen Bergbaukonzern Vale), brach und löste eine Flutwelle aus, die ganze Dörfer und Städte unter sich begrub. Die Flutwelle bestand aus Schlamm, Wasser und giftigen Chemikalien, die aus den Bergwerken stammten. Die Folgen waren verheerend: 19 Menschen starben, Hunderte wurden verletzt und Tausende verloren ihr Zuhause. Die Umwelt wurde ebenfalls schwer geschädigt: Flüsse und Böden wurden verseucht, die Tierwelt wurde dezimiert, ganze Ortschaften von der Landkarte getilgt.
Die Regierung Brasiliens und Samarco wurden für ihre mangelnde Vorsorge und unzureichende Sicherheitsmaßnahmen kritisiert. Es wurde festgestellt, dass der Damm aus Kostengründen nicht ausreichend gewartet und überprüft worden war. Die Bergbauindustrie in Brasilien geriet ins Visier der Öffentlichkeit und es wurden Forderungen nach strengeren Umweltauflagen und -kontrollen laut.
Die Aufräumarbeiten dauerten Jahre und kosteten Milliarden von Dollar. Die betroffenen Gemeinden kämpfen noch heute mit den Folgen der Katastrophe. Viele Menschen haben ihre Existenzgrundlage verloren, da die Landwirtschaft und Fischerei in der Region nicht mehr möglich sind. Die Gesundheit der betroffenen Bevölkerung ist ebenfalls gefährdet, da diese dem giftigen Schlamm ausgesetzt war.
Samarco verpflichtete sich, Entschädigungen zu zahlen und den Schaden zu reparieren. Es wurden jedoch Vorwürfe laut, dass die Entschädigungen nicht ausreichend seien und die Wiedergutmachung zu langsam vorangehe. Die betroffenen Gemeinden forderten eine umfassende Entschädigung und eine schnelle Wiederherstellung ihrer Lebensgrundlagen.
Im April 2024 gaben Vale und BHP bekannt, dass die Reinigung gut voranschreite, wobei ein unabhängiger Bericht 120 km Flussküste als von gleicher Wasserqualität wie vor dem Vorfall einschätzte. Laut BHP wurden nach dem Dammbruch Tausende von Samarco-Mitarbeiter:innen für intensive Reinigungs-, Wiederaufbau- und Restaurierungsmaßnahmen eingesetzt, die sich auf die Stabilisierung, den Wiederaufbau und die Überwachung des Damms konzentrierten. Darüber hinaus erklärte BHP, dass es durch eine im März 2016 getroffene Vereinbarung mit den brasilianischen Behörden eine umfassende Reihe von Sanierungs- und Entschädigungsmaßnahmen eingeleitet habe. Diese Programme sehen vor, dass die von dem Dammbruch betroffenen Gemeinden und die Umwelt wiederhergestellt wird oder die Betroffenen ausreichend entschädigt werden. Die Gesamtsumme dieser Maßnahmen beträgt mehr als 25 Milliarden US-Dollar.
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Unternehmensstimmen zur Verschmutzung der Weltmeere
Laut eigenen Aussagen hat sich BHP Billiton innerhalb der Branche zu einem Vorreiter in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz entwickelt. Das Unternehmen hat sich verpflichtet, seine Bergbauaktivitäten verantwortungsbewusst zu gestalten und sich auf Umweltverträglichkeit, soziale Verantwortung und gute Unternehmensführung zu konzentrieren.
Fazit: Der Dammbruch von Bento Rodriguez ist ein trauriges Beispiel dafür, wie die kurzfristige Profitoptimierung zu schweren Umweltschäden und menschlichem Leid führen kann. Es zeigt auch, wie wichtig es ist, dass Unternehmen und Regierungen ihre Verantwortung für die Umwelt und die Gesellschaft wahrnehmen und angemessene Vorsorge- und Sicherheitsmaßnahmen treffen. Wir werden BHP auf diesem Weg begleiten und die zukünftigen Maßnahmen genau beobachten.
Autor
Herbert Perus, Sustainability Office bei der Raiffeisen KAG