„Unser Ziel ist, Anlegern beständige Erträge zu ermöglichen“
Fondsmanager Josef Wolfesberger
Im Interview mit dem Private Banking Magazinist Josef Wolfesberger überzeugt, dass das antizyklische und bewertungsorientierte Investmentkonzept des
Private Banking Magazin: Welche Marktentwicklung erwarten Sie in den nächsten Monaten?
Josef Wolfesberger: Wir rechnen in nächster Zeit mit einer geordneten Konjunkturabschwächung. Die Inflation ist kein großes Problem mehr, was den Zentralbanken die Flexibilität gibt, von einer restriktiven Geldpolitik abzurücken. Wenn die Inflation unter Kontrolle ist, können die Zentralbanken die Zinssätze senken, was die Realwirtschaft unterstützen wird. Dieser Ansatz dürfte eher eine kontrollierte Verlangsamung als einen schwerwiegenden Wirtschaftsabschwung ermöglichen und dazu beitragen, die Stabilität zu erhalten und ein nachhaltiges Wachstum zu fördern.
In Anbetracht anhaltender geopolitischer Spannungen und der hohen Bewertungen an den Aktienmärkten: Wie wappnen Sie sich gegen mögliche Marktkorrekturen?
Wir verfolgen einen fundamentalen, antizyklischen Investmentansatz, der es uns ermöglicht, sehr flexibel auf veränderte Marktbedingungen zu reagieren. Bei höheren Bewertungen reduzieren wir das Risiko und erhöhen unsere Cash-Bestände. So haben wir nach der starken Marktentwicklung unser Aktienengagement von rund 35 % im Jahr 2023 auf jetzt knapp 25 % reduziert. Sollte es zu deutlichen Marktkorrekturen kommen, werden wir unser Risiko deutlich erhöhen, um die sich bietenden Chancen zu nutzen.
In den letzten zwei Jahren haben Sie Ihr Zinsänderungsrisiko schrittweise erhöht und Ihre Positionen in längerfristigen Anleihen ausgebaut. Wie beurteilen Sie angesichts des aktuellen Zinsrückgangs das Ertragspotenzial dieser Anleihen? Rechnen Sie mit weiteren Anpassungen des Durationsrisikos?
Auch bei der Bewertung des Zinsrisikos verfolgen wir einen fundamentalen Ansatz und konzentrieren uns auf das Produktionspotenzial und die langfristigen Inflationstrends. In Zeiten der Nullzinspolitik haben wir eine sehr kurze Duration von deutlich unter zwei Jahren beibehalten, da
In welchen Anleiheklassen sehen Sie im aktuellen Marktumfeld interessante Chancen?
Wir haben die langfristigen Ausfallkosten bei Hochzinsanleihen untersucht und festgestellt, dass die Bewertungen deutlich teurer geworden sind, was eine vorsichtigere Positionierung rechtfertigt. Dieser vorsichtigere Ansatz gilt auch für andere Anleiheklassen wie Investment-Grade-Anleihen und Schwellenländeranleihen. Bei Staatsanleihen schätzen wir die Diversifikationseigenschaften in einem Multi-Asset-Portfolio, insbesondere angesichts der Rückkehr zu deutlich positiven Renditen.
Für wie aussichtsreich erachten Sie Schwellenländeranleihen, insbesondere angesichts der geopolitischen Spannungen und der Geldpolitik der Zentralbanken?
Aus unserer Sicht ist es sehr vorteilhaft, dass Emerging-Markets-Hartwährungsanleihen an die US-Zinskurve gebunden sind, da wir diese weiterhin bevorzugen. Die Spreads sind grundsätzlich akzeptabel, und die erwartete weniger restriktive Liquiditätsbereitstellung durch die Zentralbanken dürfte weitere Unterstützung bieten. Die geopolitischen Spannungen sind Teil der Prämie, die mit Emerging-Markets-Anleihen erzielt werden können, und werden in unserer Fundamentalanalyse berücksichtigt.
Der Aktienanteil Ihres Portfolios ist auf dividendenstarke Aktien ausgerichtet. Wie balancieren Sie angesichts des progressiven Anstiegs der Aktienkurse und Dividendenrenditen von rund 3,4 % das Risiko hoher Bewertungen mit dem Ziel aus, den Anlegern beständige Erträge zu sichern?
Wir konzentrieren uns auf dividendenstarke Aktien, um unseren Anlegern beständige Erträge zu bieten. Bei steigenden Aktienkursen und Dividendenrenditen von rund 3,4 % (Stand Mai letzten Jahres) gleichen wir das Risiko hoher Bewertungen sorgfältig aus, indem wir einen disziplinierten und antizyklischen Anlageansatz verfolgen. Dazu gehören eine gründliche Fundamentalanalyse, eine sektor- und regionenübergreifende Diversifizierung und ein aktives Portfoliomanagement zur Anpassung des Engagements an die Marktbedingungen. So haben wir beispielsweise unser Aktienengagement in letzter Zeit reduziert, sind aber bereit, es bei Marktkorrekturen wieder zu erhöhen. Auf diese Weise wollen wir ein Gleichgewicht zwischen der Erzielung attraktiver Dividenden und der Minderung der mit hohen Bewertungen verbundenen Risiken erreichen und gleichzeitig flexibel genug sein, um Marktchancen zu nutzen, wenn sie sich ergeben.
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Sie konzentrieren sich in Ihrem Portfolio auf nachhaltige Anlagen. Wie integrieren Sie ESG-Überlegungen in Ihre strategischen Entscheidungen, insbesondere im volatileren Umfeld der Schwellenländer?
Wir beziehen ESG-Überlegungen in unsere strategischen Entscheidungen ein, indem wir jede Anlageklasse nach ihren spezifischen Merkmalen bewerten. Es ist wichtig, unterschiedliche Kriterien für Industrieländer und Schwellenländer anzuwenden. Bei den Schwellenländern achten wir insbesondere darauf, ob die Länder das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet haben und schließen diejenigen aus, die als nicht frei gelten. Außerdem bewerten wir die Intensität der Treibhausgasemissionen. Mit diesem Ansatz können wir einen Korb von Ländern erstellen, die wir aus ESG-Perspektive günstiger bewerten und denen wir daher ein höheres Gewicht in unserem Portfolio zuweisen.
Sie verfolgen einen antizyklischen und flexiblen Stil, indem Sie Ihre Anleihenbestände bei Kurssteigerungen reduzieren und bei Abschwüngen kaufen. Kann sich diese Strategie auch in dem zu erwartenden Marktumfeld bewähren?
Unser antizyklischer und flexibler Anlagestil stützt sich auf die Fundamentalanalyse, die uns eine klare Vorstellung von den fairen Preisspannen für verschiedene Vermögenswerte vermittelt. Je nachdem, wie stark die tatsächliche Preisentwicklung von diesen fairen Wertbereichen abweicht, passen wir unsere Gewichtungen entsprechend an – entweder erhöhen wir unsere Bestände, wenn die Preise unterbewertet sind, oder wir reduzieren sie, wenn die Preise überbewertet sind. Wir konzentrieren uns also nicht auf die erwarteten kurzfristigen Schwankungen, sondern orientieren uns an den fundamentalen Bewertungen. Dieser Ansatz ermöglicht es uns, ein Marktszenario zu steuern, das Optimismus und latente Risiken kombiniert, und gewährleistet, dass unsere Entscheidungen auf einer soliden Analyse und nicht auf Marktspekulationen beruhen.
Welche Dividendenwerte sind aus Ihrer Sicht derzeit interessant?
Auf der Grundlage unserer Dividendenstrategie sind hier einige Beispiele von Unternehmen, in die wir derzeit investieren: BNP Paribas, AbbVie und UnitedHealth. Diese Aktien sind für uns aufgrund ihrer soliden Dividendenrenditen und ihrer starken finanziellen Leistung interessant, die gut zu unserem Ziel passen, unseren Anlegern beständige Erträge zu ermöglichen. Darüber hinaus konzentrieren wir uns nicht nur auf dividendenstarke Aktien, sondern investieren auch in Unternehmen, die ein starkes Dividendenwachstum aufweisen oder einen hohen Wertzuwachs haben. Insgesamt hat unser Aktienportfolio eine attraktive Dividendenrendite von 3,4 %.
Die Fondsbestimmungen des Raiffeisen-ESG-Income wurden durch die FMA bewilligt. Der Raiffeisen-ESG-Income kann mehr als 35 % des Fondsvermögens in Wertpapiere/Geldmarktinstrumente folgender Emittenten investieren: Kanada, Vereinigte Staaten von Amerika, Japan, Australien, Deutschland, Finnland, Belgien, Spanien, Schweiz, Schweden, Großbritannien, Italien, Österreich, Niederlande, Frankreich.