Geldanlage: Maßnahmen gegen die Inflation
Die Inflationsraten beeinflussen die Geschäfts- und Finanzwelt massiv. Ein kompakter Überblick über das Thema Inflation und wie man sich gegen den Kaufkraftverlust schützen kann.
Warum Inflationsschutz wichtig ist
Seit 2013 hat sich die Inflationsrate in der Europäischen Union durchgehend unterhalb der Zwei-Prozent-Marke bewegt. Punktuell betrug sie dabei sogar nur 0,1 Prozent. Mitte 2021 jedoch begann die Wiederauferstehung der bereits Totgeglaubten und im Oktober 2022 erreichte die Teuerung mit 10,5% den bisherigen Höhepunkt. Eine Entwicklung, die massive Auswirkungen auf den täglichen Einkauf, die Rechnung im Restaurant aber auch für unsere Geldanlage hat. Inflation bedeutet, dass der Wert und die Kaufkraft des Geldes abnehmen. Bereits ein halber Prozentpunkt mehr Inflation pro Jahr ergibt über 20 Jahre einen zusätzlichen Kaufkraftverlust von über zehn Prozent. Wie kann man einen solchen Verlust an Kaufkraft ausgleichen oder zumindest reduzieren? Mit welcher Geldanlage kann ich mich gegen Inflation schützen?
Kaufkraftrechner
Wieviel Kaufkraft hat mein Geld in den letzten Jahren eingebüßt? Reicht es aus, Geld auf einem Sparbuch anzulegen, um Kaufkraft zu erhalten? Diese Fragen beantwortet der Kaufkraftrechner. Gleich ausprobieren!
Inflation aktuell
In Europa befindet sich die Gesamtinflation in einem Abwärtstrend und hat mittlerweile den Zielbereich der Europäischen Zentralbank (EZB) erreicht. Angesichts offensichtlicher Anzeichen einer weiter nachlassenden Inflation hat die EZB klar kommuniziert, dass eine nächste Zinssenkung im September zu erwarten ist. Der Zeitpunkt weiterer Senkungen wird von den Entwicklungen der Wirtschaftsindikatoren abhängen. Derzeit halten wir nach dem Schritt im September ein bis zwei weitere Zinssenkungen noch im Jahr 2024 für wahrscheinlich. Im ersten Halbjahr 2025 wird der Zinssenkungszyklus aller Voraussicht nach fortgesetzt werden.
In den USA hingegen hat die Inflation in den letzten Monaten immer wieder nach oben überrascht, ist also langsamer zurückgegangen, als es viele erwartet bzw. gewünscht hatten. Gleichwohl dürfte aber das Inflationsziel der US-Notenbank (Fed) 2025 erreicht werden. Somit ergibt sich für die Fed Spielraum für deutliche Zinssenkungen. Diese werden im September beginnen und könnten bis Mitte 2025 ein Gesamtausmaß von an die zwei Prozentpunkte erreichen.
Wie entsteht eine Inflation? Einfach erklärt.
Von Inflation spricht man, wenn das Preisniveau von Waren und Dienstleistungen steigt. Man muss also für die gleiche Leistung mehr zahlen. Das bedeutet, dass der Euro an Kaufkraft verloren hat.
Was ist eine Nachfrage- und eine Angebotsinflation?
Wenn die Nachfrage größer als das Angebot ist, spricht man von einer Nachfrageinflation. Durch die entstandene Angebotsknappheit können Unternehmen die Preise für ihre Produkte und Dienstleistungen erhöhen. Steigender Privatkonsum, höhere Unternehmensinvestitionen oder steigende staatliche Investitionsausgaben können die Gründe dafür sein.
Kommt es zum Anstieg des allgemeinen Preisniveaus durch höhere Produktionskosten, handelt es sich um eine Angebotsinflation. Treiber dafür können steigende Rohstoff- und Energiekosten oder höhere Löhne sein.
Hinzu kommt, dass produktiver Fortschritt generell mit höheren Preisen bewertet und letztlich auch bezahlt wird. Ein Smartphone der fünften Generation kann wesentlich mehr als eines der ersten Generation – und dieser Mehrwert ist auch zu bezahlen.
Erfahren Sie mehr: Raiffeisen-Inflationsschutz-Anleihen
Was ist schlecht an der Inflation?
Inflation an sich ist nicht schlecht. Sie wird in einem gewissen Maße sogar gewünscht. Langsam steigende Preise animieren Privatpersonen zum Konsum und die Wirtschaft zu Investitionen. Der grundsätzliche Hintergedanke: Da man weiß, dass die Preise steigen werden, schiebt man Investitionen nicht auf.
Sowohl die Europäische Zentralbank als auch die US-Notenbank Federal Reserve haben eine Inflationsrate um 2 % als Zielbereich für eine gesunde Wirtschaft und Wachstum festgelegt. Diese vergleichsweise moderate Inflation steht für eine stabile – und damit vorhersagbare – Preisentwicklung. Genau dies ist gefragt, um gut finanziell planen zu können.
Zum Problem wird Inflation erst, wenn die Preise über einen längeren Zeitraum stark steigen. Drei Beispiele dafür:
Die Kaufkraft verringert sich, die Nachfrage sinkt. Finanzielle Engpässe könnten weniger Investitionen zur Folge haben – wodurch sich wiederum das Wirtschaftswachstum bremst.
Bei stark steigenden Preisen wächst die Gefahr der sogenannten Lohn-Preis-Spirale. Eine hohe Inflation kann dazu führen, dass es bei Tarifverhandlungen zu entsprechenden Lohnerhöhungen kommt. Unternehmen könnten sich dadurch veranlasst sehen, im Gegenzug zu den Mehrkosten die Preise zu erhöhen. Infolgedessen würde sich eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen.
Plötzlich stark steigende Preise können vor allem bei größeren, längerfristigen Projekten zu gehörigen Problemen führen.
Es gibt auch eine zu geringe Inflation: In der Zeit, als die Inflation unter der angestrebten Zwei-Prozent-Marke lag, wurden von der Europäischen Zentralbank mehrere finanzpolitische Maßnahmen getroffen, um die Inflation im Euroraum wieder anzukurbeln und damit die europäische Wirtschaft zu stärken (siehe weiter unten).
Die Gründe für die hohe Inflation
Die Auslöser für den massiven Anstieg der Inflation in den letzten Jahren sind vielschichtig. Im Fokus stehen die folgenden drei Faktoren:
Eine anziehende globale Nachfrage nach der großteils überstandenen Corona-Pandemie. Aufgeschobene Anschaffungen werden nachgeholt.
Durch die Pandemie traten starke Verwerfungen in den internationalen Lieferketten auf, wodurch weltweit die Transport- und Produktionskosten gestiegen sind.
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und seither generell verschärfte geopolitische Konfrontationen führen zur Neuordnung von globalen Handelsströmen, zu (zeitweiligen?) Rohstoffengpässen (vor allem bei Energieträgern) und zu verteuerten Transporten, die die Preise nach oben treiben.
Mittel im Kampf gegen die hohe Inflation
Ein wichtiges geldpolitisches Instrument, um die Inflation zu beeinflussen, sind die Leitzinsen, die von Zentral- und Notenbanken festgelegt werden. Die Leitzinsen sind ein wichtiger Indikator für Spar- und Kreditzinsen, sie beeinflussen somit die Nachfrage und das Wirtschaftswachstum mit. So wird versucht, eine zu hohe Inflation mit einer Anhebung der Leitzinsen zu bekämpfen. Eine Auswirkung auf die Preise ist aber nicht garantiert – vor allem bei der sogenannten Angebotsinflation.
Ein weiteres Mittel ist die Steuerung der Geldmenge. In Zeiten zu niedriger Inflation wurden von der Europäischen Zentralbank über Anleihekäufe in Höhe von mehreren Billionen Euro viel Geld in die europäische Wirtschaft gepumpt, um diese zu stärken und die Inflation wieder anzukurbeln. In Zeiten hoher Inflation ist dieser Geldhahn wieder abzudrehen, die Anleihekäufe sind wieder zurückzufahren. (Mehr über Anleihen)
Was bedeutet eine (zu) hohe Inflation bei der Geldanlage?
In der Realzinsfalle
Die gute Nachricht zuerst. Mit der Inflation sind auch die Leitzinsen gestiegen – und damit auch die Sparzinsen. Für Sparbuch und Bausparer gibt es wieder nennenswerte Zinserträge. Die Inflation können sie aber trotzdem nicht kompensieren, die Sparer befanden sich in der Realzinsfalle. Für die kommenden Jahre könnte das wieder besser aussehen. Neuerliche Inflationsanstiege sind aber jederzeit möglich, das Thema Inflation bleibt daher dauerhaft aktuell.
Eine Faustregel besagt, dass man bei hoher Inflation in Sachwerte investieren soll. Neben Rohstoffe und Immobilien zählen auch Aktien dazu. Sprunghaft steigende Zinsen wirken sich aber auch auf den Aktienmarkt aus. Für Unternehmen wird es teurer, sich zu refinanzieren. Dies gilt vor allem für wachstumsstarke Betriebe, die auf Fremdkapital angewiesen sind. Hinzu kommt, dass die Kosten für Rohstoffe, Handelswaren und Löhne steigen. Es stellt sich die Frage, wie sich dies auf die Gewinne der Unternehmen auswirken. Können die Unternehmen die zusätzlichen Aufwendungen über höhere Preise an die Kund:innen weitergeben?
Höhere Leitzinsen können auch das Wirtschaftswachstum bremsen – und somit die Geschäftsentwicklungen von Unternehmen dämpfen. Andererseits werden zinstragende Anlageformen (beispielsweise Anleihen) vergleichsweise attraktiver – die Nachfrage nach Aktien sinkt. Dass die Börsenindizes im Jahr 2022 Kursverluste von bis zu 20 Prozent verbuchen mussten, hing mit einer Vielzahl an Faktoren zusammen. Die Abwärtsbewegung stärkte jedenfalls nicht das Vertrauen in diese Anlageklasse.
Bei Anleihen ist die Wechselwirkung zwischen Zinsniveau und Preisen von Anleihen zu beachten. Steigende Zinsen, wie derzeit angesichts der hohen Inflation, führen zu sinkenden Anleihekursen. Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Für Anleger ist eine "alte" Anleihe mit einer jährlichen Verzinsung von einem Prozent weniger attraktiv, wenn eine ähnliche Anleihe mit einer Zinszahlung von 2 Prozent auf den Markt kommt. Die "alten" Anleihen werden zusehends verkauft, deren Kurs sinkt. Diese Wechselwirkung gilt auch bei umgekehrten Vorzeichen: Der Wert der "alten" Anleihe steigt, wenn die Zinsen fallen.
Wie kann ich mich vor (zu) hoher Inflation schützen?
In einem Umfeld aus hoher Inflation, steigenden Zinsen, schwankenden Aktienmärkte, globalen politischen Turbulenzen wird Geldanlage anspruchsvoller. Aber die wahrscheinlich schlechteste Variante wird wohl sein, nicht zu handeln.
Kapital möglichst krisensicher zu veranlagen ist derzeit eine große Herausforderung (auch interessant: Sind Fonds ein guter Schutz gegen hohe Inflation?). Teuerungsraten von sieben, acht oder gar zehn Prozent lassen sich kurzfristig kaum – und wenn nur unter hohem Risiko – abfangen. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich individuell mit seiner Raiffeisen-Beraterin oder seinem Raiffeisen-Berater abzusprechen. Anleger:innen sollten angesichts der Herausforderungen jedenfalls nicht überstürzt handeln (erfahren Sie mehr: Raiffeisen-Inflationsschutz-Anleihen). Je nach Zweck und Anlagehorizont muss eine geeignete Veranlagungsstrategie erarbeitet werden, die Grundprinzipien der Geldanlage sollten weiter im Auge behalten werden:
ein entsprechendes Anlageziel definieren,
seine eigene Risikobereitschaft kennen,
nicht alles auf eine Karte setzen, sondern sich bei der Geldanlage breit aufstellen, um die Risiken zu verteilen sowie
ein Teil der Geldanlage sollte als "Notgroschen" für unvorhergesehene Ausgaben rasch veräußerbar sein.
Sind Fonds ein guter Schutz gegen hohe Inflation?
Eine hohe Inflation kann bei der Geldanlage zu Verunsicherung und unüberlegten Handlungen führen. Bieten sich Fonds als Ausweg an?
Inflationsschutz-Anleihen als "Schutzschirm"?
Bei inflationsindexierten Anleihen ist ein Teil der Verzinsung an die Inflationsentwicklung gekoppelt. Komplett risikolos ist diese Anlageform jedoch trotzdem nicht.
Preisgekrönte Anleihefonds seit über drei Jahrzehnten!
Der Raiffeisen-Inflationsschutz-Anleihen gibt Anlass zur Freude: Der Fonds konnte sich im vergangenen Jahr nicht nur erfolgreich den Kursrückgängen an den Anleihemärkten entgegenstellen, sondern erhält jetzt sogar den Österreichischen Fondspreis.
Stand: September 2024
Die Fondsbestimmungen des Raiffeisen-Inflationsschutz-Anleihen wurden durch die FMA bewilligt. Der Raiffeisen-Inflationsschutz-Anleihen kann mehr als 35 % des Fondsvermögens in Wertpapiere/Geldmarktinstrumente folgender Emittenten investieren: Frankreich, Niederlande, Österreich, Belgien, Finnland, Deutschland.
Die nachfolgenden Einschätzungen zur Marktentwicklung sind eine Momentaufnahme und können sich jederzeit ohne Ankündigung oder update ändern. Sie stellen einen groben Orientierungsrahmen dar und repräsentieren keine allgemein verbindliche Sicht für das Fonds- und Portfoliomanagement. Sie stellen auch weder eine verbindliche Vorhersage noch eine Handlungsempfehlung für Anleger:innen dar. Die Einschätzungen einzelner Teams oder Fondsmanager:innen können unter Umständen erheblich davon abweichen. Ebenso können sich die Positionierungen in den Investmentfonds, Vermögensverwaltungsprodukten und Portfolien von auf der Seite ausgewiesenen Marktausblick erheblich unterscheiden, beispielsweise aufgrund von anderen Investmenthorizonten, eingesetzten Strategien und Modellen oder diskretionären Entscheidungen der einzelnen Fondsmanager:innen.